Die Internetnutzung in Deutschland erzeugt laut dem ZDF so viel CO2 wie der gesamte Flugverkehr. Laut einer Studie des Borderstep-Institut für Innovation und Nachhaltigkeit könnten sich die Emissionen in den nächsten zehn Jahren verdoppeln. Unternehmen suchen deshalb zunehmend nach klimafreundlicheren Wegen zum Betrieb ihrer Rechenzentren.
Ein Beispiel dafür ist Windcloud, ein Unternehmen, das in der nordfriesischen Gemeinde Enge-Sande ein CO2-positives Rechenzentrum betreibt. Laut FAZ wird werden die Server und die Kühlung des Rechenzentrums zu 98 Prozent mit Strom betrieben, der in Offshore-Windparks in der Nordsee in der Nordsee erzeugt wird. Der übrige Strom entfällt auf Gas und Solar.
Windcloud entfernt CO2 aus der Atmosphäre
CO2-positiv wird das Rechenzentrum dank der Gewächshäuser, die ein Stockwerk über den Servern installiert wurden und dort Mikroalgen züchten. Im Winter werden die dafür nötigen 34 Grad Celsius über die Abwärme der Server erreicht, im Sommer sorgt der Luftstrom der Kühlung dafür, dass bei direkter Sonneneinwirkung keine zu hohen Temperaturen erreicht werden.
Die Algen werden ein- bis zweimal pro Woche durch das Unternehmen Novagreen geerntet, das diese verarbeitet und als Bestandteil für Nahrungsergänzungsmittel an die Lebensmittelindustrie verkauft.
Alternative zur Fernwärme
Andere Rechenzentren verkaufen ihre Abwärme häufig als Heizenergie. Dies ist aber nur in Regionen möglich, in denen ein ausgebautes Fernwärmenetz existiert. Außerdem ist eine aufwendige Wasserkühlung der Serverkomponenten möglich, die fast nur in sehr großen Rechenzentren zum Einsatz kommt. In vielen Rechenzentren „verpufft“ die wertvolle Heizenergie deshalb ungesetzt in der Umgebung.
Ein weiterer Vorteil des Windcloud-Konzepts ist die ganzjährliche Nutzung der Energie, während bei der Einspeisung von Abwärme in das Fernwärmenetz nur einige Nutzungsmonate pro Jahr existieren. Nachteile, die den Aufwand des Algenfarmprojekts von Windcloud erhöhen ist der Bedarf zusätzlicher UV-Lichtquellen im Winter und die zusätzliche Wartung sowie der Platzbedarf der Gewächshäuser.
Machbarkeitsstudie mit 30 Server-Schränken
Laut Windcloud dient das vergleichsweise kleine Rechenzentrum in Enge-Sande mit nur 30 Server-Schränken hauptsächlich als Machbarkeitsstudie für das Konzept. Gemeinsam mit Dell EMC soll die Idee nun im industriellen Maßstab skaliert werden.
Dazu ist ein weiteres Rechenzentrum im nordfriesischen Bramstedtlund mit einer Leistungsaufnahme von 1 Megawatt geplant. Bei einer durchgehender Nutzung bräuchte das Rechenzentrum somit 8760 Megawattstunden pro Jahr.