IMAP und POP oder POP3 dienen dem Zugriff auf E-Mail-Konten, wurden aber ursprünglich für unterschiedliche Anwendungsfälle entwickelt. Daraus folgen spezifische Vorteile der Protokolle in bestimmten Nutzungsszenarien. Das Internet Message Access Protocol eignet sich ganz allgemein besser für aktuelle E-Mail-Anwendungen. Welche Vorzüge hat IMAP im Detail zu bieten?
Wie unterscheiden sich IMAP und POP3?
Der Hauptunterschied zwischen IMAP und dem Post Office Protocol Version 3, so der volle Name, besteht im Funktionsumfang. Er resultiert aus den unterschiedlichen Zielvorgaben bei der Entwicklung der Protokolle. POP3 ist dazu gedacht, E-Mail-Nachrichten von einem Mail-Server herunterzuladen, damit Sie diese dann auf einem lokalen Computer speichern, lesen und bearbeiten können. Dagegen zielt IMAP auf Anwendungsfälle, in denen Sie Ihre E-Mails dauerhaft auf dem Mailserver belassen und nur jeweils die einzelne Nachricht temporär herunterladen, die Sie gerade lesen oder bearbeiten möchten. Beide Protokolle können Sie auch im jeweils anderen Szenario einsetzen, nutzen dann aber nicht ihre spezifischen Vorteile.
Was ist an POP3 vorteilhaft?
Das Post Office Protokoll ist bewusst einfach gehalten und lässt sich daher mit wenig Aufwand implementieren. Wenn Sie die erweiterte Funktionalität von IMAP nicht benötigen, bietet Ihnen POP3 daher ein schlankes System für den Zugriff auf Ihre E-Mail. Dieser Einsatzfall ist heutzutage allerdings eher selten. Sie haben hier typischerweise einen einzigen Arbeitsplatzcomputer, an dem Sie regelmäßig Ihre E-Mail lesen, bearbeiten sowie gegebenenfalls archivieren und dazu ein leistungsfähiges Mail-Programm als sogenannten Mail User Agent (MUA) nutzen.
Historisch bedingte Eigenheiten
Die Vorgehensweise von POP3 begründet sich auch dadurch, dass Ihnen bis in die 1990er-Jahre üblicherweise nur wenig Platz auf dem Mailserver zur Verfügung stand. Sie mussten daher Ihr Postfach regelmäßig leeren, damit es nicht überlief. Inzwischen hat sich nicht nur der durchschnittliche Speicherplatz auf Mailservern erheblich vergrößert. Der Zugriff auf E-Mail-Konten erfolgt auch viel häufiger von unterschiedlichen und darüber hinaus oft mobilen Endgeräten. Für derartige Szenarien wurde IMAP entwickelt, obwohl die aktuellen Versionen beider Protokolle aus dem Jahr 1996 stammen.
Wie wirken sich die Unterschiede
Die unterschiedliche Ausrichtung der Protokolle zeigt sich auch in den üblichen Voreinstellungen. Beide Systeme nutzen einen verzögerten Mechanismus zum Löschen von E-Mails. Dieser funktioniert ähnlich wie der Papierkorb auf dem PC-Desktop. Während dieser virtuelle Mülleimer beim Zugriff über POP3 aber normalerweise beim Abmelden vom Mailserver automatisch entleert wird, geschieht das Löschen beim Internet Message Access Protocol standardmäßig nur nach expliziter Aufforderung durch den E-Mail-Client über das Expunge-Kommando. Meist ist dieses Verhalten aber sowohl für IMAP wie auch für POP3 im MUA konfigurierbar, sodass es kein Entscheidungskriterium für eins der Protokolle darstellt.
Welche spezifischen Vorteile bietet IMAP?
Da das Internet Message Access Protocol die E-Mail-Nachrichten standardmäßig auf dem Mailserver belässt und nur bei Bedarf herunterlädt, eignet es sich besonders für die E-Mail-Nutzung mit mehreren Endgeräten, die jeweils dauerhaft mit dem Internet verbunden sind oder sich bei Bedarf sofort damit verbinden. Dieses Szenario ist seit Ende der 1990er-Jahre und besonders infolge der zunehmenden Verbreitung von Mobilgeräten nach der Jahrtausendwende die Regel. Das selektive Herunterladen von Nachrichten spart im mobilen Einsatz Datenvolumen und wenn Sie Ihre E-Mails regelmäßig von verschiedenen Geräten lesen wollen, setzt das voraus, dass die Nachrichten bis zum endgültigen Löschen auf dem Server verbleiben.
Darüber hinaus bietet IMAP umfangreiche Funktionen für den Umgang mit Postfächern, die auch strukturiert und hierarchisch gegliedert sein dürfen. Sie können über IMAP neue Mailboxen auf dem Server anlegen und bestehende umbenennen oder löschen, Nachrichten von einer Mailbox in eine andere verschieben, Sie können den Inhalt der Postfächer nach verschiedenen Kriterien durchsuchen und Sie haben die Möglichkeit, E-Mails mit sogenannten Flags zu markieren. Alle diese Funktionen sind in IMAP standardisiert und unterscheiden sich bei verschiedenen E-Mail-Clients nur durch die Benutzeroberfläche. So wird zum Beispiel auch das Löschen von Nachrichten bei IMAP über das Setzen eines Flags realisiert, das die E-Mail als gelöscht kennzeichnet. Bevor Sie das Expunge-Kommando ausgeführt haben, dass die so markierten Nachrichten dauerhaft entfernt, ist es mit IMAP daher prinzipiell möglich, genauso nach gelöschten E-Mails zu suchen, wie nach neuen, gelesenen, beantworteten und so weiter. Ob und wie Sie diese Funktionalitäten in der Praxis nutzen können, hängt dann aber vom E-Mail-Client ab, den Sie verwenden. Diese bieten zum Teil sehr verschiedenartige Zugänge zu den gleichen, vom Internet Message Access Protocol zur Verfügung gestellten Grundfunktionen an.