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Telekom möchte „Nummer Eins bei Glasfaser werden“

Die Deutsche Telekom kündigte während des Netzetag 2020 verstärkte Investitionen in den FTTH-Ausbau an. Aktuell kann das Unternehmen etwa 600.000 Haushalte direkt direkten Glasfaseranschlüssen erreichen, bald sollen pro Jahr zwei Millionen Haushalte zusätzlich ausgebaut werden. Die Telekom könnte so in zehn Jahren Deutschland flächendeckend mit FTTH versorgen, allerdings nur, wenn eine sinnvolle Zusammenarbeit der Branche erfolgt.

„Wir wollen die Nummer Eins bei Glasfaser werden.“

Tim Höttges, Vorstandschef der Deutschen Telekom

Laut Höttges betragen die Investitionen der Telekom pro Jahr etwa 5,5 Milliarden Euro. Davon entfällt ein Großteil in den Ausbau der Netze. Der Konzern aus Bonn investiert damit mehr als die Wettbewerber zusammen. In Zukunft könnte sich dieses Verhältnis noch weiter verschieben, weil Vodafone kürzlich einen Stopp der Glasfaseroffensive angekündigt hat.  

VDSL-Vectoring als Zwischenschritt

Die Entscheidung der Telekom in den letzten Jahren neben Glasfaser auch in VDSL-Vectoring investiert zu haben, verteidigt Höttges während seiner Präsentation. Besonders die aktuelle Covid-19-Pandemie zeigt laut dem Vorstandschef der Telekom, dass sich die Technologie bewährt hat. 80 Prozent der Kunden konnte die Telekom so mit 100 Mbit/s oder mehr versorgen.

„Vectoring und Super-Vectoring haben uns durch die Krise gebracht. Stellen Sie sich vor, wir hätten 20 Prozent mit Glasfaser ausgebaut und der Rest müsste mit weniger auskommen.“

Höttges

Nun sieht die Telekom den Zwischenschritt über VDSL-Vectoring aber als abgeschlossen. Neben FTTH steht vor allem der Ausbau von 5G nun im Vordergrund.

„FTTH ist meine erste, zweite und dritte Priorität. Wir werden Vectoring dort überbauen, wo es Nachfrage gibt. Wenn wir unseren FTTH-Fußabdruck erweitern wollen, werden wir auch überbauen müssen.“


Srini Gopalan, Deutschland-Chef der Telekom

Prinzipiell ist es also auch möglich, dass Gebiete in denen bereits 100 Mbit/s oder mehr per VDSL-Vectoring verfügbar sind zeitnah einen Glasfaseranschluss erhalten.

Zusammenarbeit der Branche entscheidend

Laut Höttges ist für eine flächendeckende Glasfaserversorgung von Deutschland vor allen die Zusammenarbeit innerhalb der Branche entscheidend. Als Beispiel für erfolgreiche Kooperationen nennt der Vorstandschef der Projekte wie Glasfaser Nordwest, an dem neben der Telekom auch das Unternehmen EWE Netze beteiligt war. Seit dem Jahresbeginn konnten so in Norddeutschland 12.000 Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen werden.

Auch branchenfremde Unternehmen wie die Deutsche Bahn, die bis 2035 ihr gesamtes Schienennetz mit Glasfaser versorgen möchte, spielen beim Ausbau ländlicher Gegenden eine wichtige Rolle.

„Wir kooperieren, damit es schneller geht. Unsere Netze sind offen. Wäre es nicht fair, wenn auch wir die Infrastruktur von anderen zu gleichen Konditionen nutzen könnten.“

Höttges

Glasfaserbaubau in Deutschland sehr teuer

Problematisch sind beim Glasfaserausbau in Deutschland neben den langwierigen Genehmigungsverfahren vor allen die hohen Kosten.

„Der Glasfaserausbau ist in Deutschland zwei- bis zehnmal teurer als in anderen Ländern.“

Gopalan

Moderne Verfahren wie das Microtrenching können diese zwar deutlich reduzieren, werden bisher aber kaum eingesetzt. Die Telekom möchte Trenching in den nächsten Jahren deshalb populärer machen und dadurch einen schnelleren Ausbau bei gesenkten Kosten ermöglichen.

Förderung in ländlichen Regionen

Die Förderprogramme der Bundesregierung möchte die Telekom nur in ländlichen Regionen nutzen, in denen ein wirtschaftlicher Ausbau ansonsten nicht möglich ist.

„Förderung macht absolut Sinn in Gebieten, wo Menschen keine Infrastruktur haben. Was die Förderstrategie angeht, stimmen wir mit Breko, Anga, VATM und Bitkom völlig überein.“

Höttges

Außerdem verlangt der Konzern freien Zugang zu allen deutschen Haushalten, um den FTTH-Ausbau vorantreiben zu können. Aktuell wird der Ausbau häufig durch das sogenannte Nebenkostenprivileg blockiert. Es handelt sich dabei um Exklusivverträge, die Immobilieneigentümer mit Kabelnetzbetreibern geschlossen haben.

„Das Nebenkostenprivileg in Deutschland muss weg. Es stammt aus der Ära Kohl ist einfach nicht mehr zeitgemäß.“

Höttges

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