In den letzten Jahren ist die Qualität des Mobilfunks in Deutschland deutlich gestiegen. Trotzdem kommt es unterwegs noch häufig zu ruckelnden Streams und kaum ladenden Webseiten. Speedchecker-Apps, die die Geschwindigkeitsversprechen der Provider überprüfen können, stehen deshalb hoch im Kurs. Laut eines Tests des Onlinemagazins mobilsicher sammeln viele dieser Apps aber sensible Daten ihrer Nutzer.
Insgesamt hat die Redaktion von Mobilsicher.de 14 Speedchecker-Apps für Android analysiert. Die Grundfunktion ist bei diesen Tools stets gleich. Es wird eine Verbindung zu einem Messserver aufgebaut, von dem eine bestimmte Datenmenge übertragen wird. Anschließend errechnet die App aus der benötigten Zeit die Übertragungsgeschwindigkeit.
Überwachung von WLANs und Standorten
Ein Großteil der Apps erfasst aber auch Daten, die für die eigentliche Geschwindigkeitsmessung irrelevant sind. Sechs der Apps speichern den Basic Service Set Identifier (BSSID) des WLANs. Es handelt sich dabei um eine eindeutige Adresse, die bei vielen Routern aus der Mac-Adresse errechnet wird. BSSID-zu-Geo-Datenbanken ermöglichen es daraus den Standort des Nutzers zu ermitteln, ohne dass dazu eine Berechtigung auf dem Smartphone erteilt werden muss.
Die Daten der zahlreichen BSSID-zu-Geo-Datenbanken stammen zumeist von Apps, die die GPS-Standortdaten abfragen und die BSSID auslesen können. Beides kann anschließend in einer Datenbank verbunden werden. Vier der von Mobilsicher.de getesteten Apps übermitteln die BSSID an Dritte.
Standortdaten und International Mobile Subscriber Identity (IMSI) übermittelt
Die Apps des Unternehmens Etrality übermitteln außerdem Standortdaten an das Werbenetzwerk Mopub (Twitter) und das französische Werbeunternehmen Smart, wenn Nutzer die Berechtigung dazu erteilen. Insgesamt kommen die drei Apps von Etrality auf 16 Millionen Downloads in Googles Play Store.
Noch weiter geht das Unternehmen V-SPEED.eu, dessen App die International Mobile Subscriber Identity (IMSI). Dies ist die eindeutige Nummer der verwendeten SIM-Karte. Gegenüber Mobilsicher.de erklärte das Unternehmen, dass diese Information nicht für Werbung oder zur Erstellung eines Nutzerprofils verwendet wird, sondern nur um die Abdeckungskarten zu erfassen. Wofür die IMSI dabei benötigt wird, hat V-SPEED.eu aber nicht erklärt.
Breitbandmessung und Librespeed empfehlenswert
Aus Datenschutzsicht empfehlenswert sind lediglich die Apps Librespeed und Breitbandmessung der Bundesnetzagentur (BNetzA), die werbefrei und kostenlos sind. Während des Tests hat Librespeed nur technisch erforderliche Daten erfasst und keine Berechtigungen angefragt. Die Open-Source-App ist bei F-Droid erhältlich.
Die App der BNetzA fragt zwar den Standort ab, um eine Reihe von Zusatzfunktionen anzubieten, funktioniert aber auch ohne, dass die Berechtigung erteilt wird. Erhältlich ist die im Google Play Store. Negativ fallen laut den zahlreichen Nutzerbewertungen und des Mobilsicher.de Tests lediglich einige Abstürze des Tools in Gewicht.