Der „Data Center Location Index 2021“ des Beratungsunternehmens Arcadis kommt zu dem Schluss, dass Deutschland nur mittelmäßige Rahmenbedingungen für den Betrieb von Rechenzentren bietet. Dank der hohen Datennachfrage in Europa gehört Deutschland trotzdem aus wirtschaftlicher Perspektive zu den attraktivsten Standorten für Rechenzentren in Mitteleuropa.
Insgesamt haben die Analysten die Standortbedingungen in aufstrebenden und bereits etablierten IT-Nationen untersucht. Führend sind im Ranking die U.S.A., gefolgt von Singapur und Japan. Ebenfalls in den Top10 liegen Schweden, Norwegen, Dänemark, die Vereinigten Arabischen Emirate, Finnland, Frankreich und die Schweiz. Deutschland liegt mit Position 26 hinter Großbritannien (13), Luxemburg (17), die Niederlande (19), Polen (20), Estland (23), Österreich (24) und Russland (25) aber vor Irland (28), Litauen (29) Spanien (30), Italien (31), Belgien (32), Island (36), Portugal (37) und Tschechien (38).
Bewertet wurden die Standorte nach den Art und Kosten der Stromversorgung, der allgemeinen Verlässlichkeit, der Dauer von Genehmigungsprozessen, der Cybersicherheit und den Vorschriften zum Datenschutz sowie dem Schutz der Privatsphäre. Einbezogen wurden außerdem die Betriebskosten, mögliche Umweltfolgen und staatliche Förderungen.
Infrastruktur und Politik sprechen für Deutschland
Als positive Faktoren für den Standort Deutschland sprechen laut Arcadis die politische und rechtsstaatlichen Aspekte sowie die gute Infrastruktur. Außerdem sorgen eine hohe Binnennachfrage und die vorhandenen kritischen Applikationen zu einer hohen lokalen Datennachfrage. Als Pluspunkte nennen die Analysten außerdem die stabile Stromversorgung, die hohe mobile Breitbandnutzung und den steigenden Anteil erneuerbarer Energien, der in Deutschland 2020 erstmals 50 Prozent überschritten hat. Aufgrund des hohen Energiebedarfs verlangen Betreiber von Rechenzentren zunehmend nach erneuerbaren Energien, um ihren Ruf als „verantwortungsvoller Anbieter“ wahren zu können.
Nachteilig für die Deutschland sind die hohe Bürokratie und die dadurch sehr langsamen Genehmigungsvorgänge sowie die hohen Auflagen. Derzeit ist der Großteil der Rechenzentren in Deutschland noch in Frankfurt am Main angesiedelt. Dort befindet sich auch der mit einem durchschnittlichen Datenvolumen von 6 TBit/s weltgrößte Internetknoten De-Cix. Alternative Standorte gewinnen in Deutschland aber zunehmend an Bedeutung, weil sie alternative Kühlmöglichkeiten und regenerative Energien bieten. Ein Beispiel dafür ist das CO2-positive Windcloud Rechenzentrum in Norddeutschland.